Leben auf K2-18b – Der erste echte Kandidat?

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Leben auf K2-18b – Illustration eines wasserreichen Exoplaneten mit rotem Zwergstern im Hintergrund

Was macht K2-18b so besonders?

Leben auf K2-18b. Wenn es um außerirdisches Leben geht, richten sich die Augen der Wissenschaft seit Kurzem auf einen ganz bestimmten Planeten: K2-18b. Der Exoplanet, rund 124 Lichtjahre von der Erde entfernt, sorgt derzeit für weltweites Aufsehen. Nicht nur, weil er sich in der habitablen Zone seines Sterns befindet, sondern weil neue Beobachtungen des James-Webb-Weltraumteleskops (JWST) konkrete Hinweise auf organische Moleküle liefern – und das ist in der Suche nach Leben außerhalb unseres Sonnensystems eine kleine Revolution.

K2-18b umkreist den roten Zwergstern K2-18 im Sternbild Löwe. Rote Zwerge (Spektralklasse M) sind kleiner und kühler als unsere Sonne, aber auch langlebiger. Obwohl K2-18b seinem Stern viel näher ist als die Erde der Sonne (nur etwa 0,14 AE gegenüber unseren 1 AE), liegt er in einer Zone, in der flüssiges Wasser – und damit Leben – möglich sein könnte. Das liegt daran, dass der Stern weniger Energie abgibt, sodass die sogenannte „habitable Zone“ näher an ihm liegt.

Vergleich: K2-18b vs. Erde

Leben auf K2-18b – Größenvergleich mit Erde und Jupiter im Maßstab
Infografik: K2-18b ist etwa doppelt so groß wie die Erde und deutlich kleiner als Jupiter – das weckt Neugier auf seine Zusammensetzung.

Um zu verstehen, warum „Leben auf K2-18b“ gerade so intensiv diskutiert wird, hilft ein direkter Vergleich mit unserem Heimatplaneten:

Merkmal Erde K2-18b
Entfernung zur Sonne 1 AE 0,14 AE
Umlaufzeit 365 Tage 33 Tage
Radius 1 Erdradius 2,6 Erdradien
Masse 1 Erdmassen ca. 8,6 Erdmassen
Dichte 5,5 g/cm³ ca. 4,1 g/cm³
Temperatur (Ø) ca. 15 °C ca. 11 °C (geschätzt)

Diese Daten zeigen: K2-18b ist ein „Super-Erde“ oder „Mini-Neptun“ – zu groß, um ein erdähnlicher Gesteinsplanet zu sein, zu klein für einen Gasriesen. Seine mittlere Dichte lässt vermuten, dass er einen festen Kern besitzt, umgeben von einer dichten Atmosphäre, vielleicht sogar einem globalen Ozean.

Was sagen aktuelle Beobachtungen?

Die Daten des James-Webb-Teleskops sind der Gamechanger. Forscher fanden Methan (CH₄) und Kohlendioxid (CO₂) in der Atmosphäre – beides Moleküle, die auf der Erde eng mit biologischen Prozessen verknüpft sind. Besonders brisant: Hinweise auf Dimethylsulfid (DMS), ein Molekül, das auf der Erde ausschließlich von marinen Mikroorganismen produziert wird.

„Wenn sich diese Daten bestätigen, wäre K2-18b der erste Planet außerhalb unseres Sonnensystems mit möglichen Biosignaturen.“

– Quelle: NASA Newsroom

Natürlich ist Vorsicht geboten: Auch geologische Prozesse können Methan erzeugen, und die DMS-Daten sind noch nicht verifiziert. Doch die Forscher arbeiten bereits daran, durch weitere Spektralanalysen mehr Klarheit zu gewinnen.

Hyzeanische Planeten – ein neues Paradigma?

Ein weiterer Grund, warum „Leben auf K2-18b“ realistisch erscheint, ist das Konzept des Hyzeanischen Planeten. Diese hypothetische Planetenkategorie beschreibt Himmelskörper mit einer wasserreichen Oberfläche und einer dichten, wasserstoffreichen Atmosphäre. Die Bedingungen dort wären deutlich anders als auf der Erde – aber vielleicht genau richtig für andere Formen von Leben.

Wissenschaftler der Universität Cambridge führten 2021 erstmals den Begriff „Hyzean“ ein. Sie halten Planeten wie K2-18b für besonders geeignet, um dort nach nicht-terrestrischer Biosignaturchemie zu suchen – also nach Lebensformen, die sich nicht an irdische Maßstäbe halten müssen.

Herausforderungen: Rote Zwerge & Strahlung

So spannend die Idee von „Leben auf K2-18b“ auch ist – sie kommt nicht ohne Probleme. Rote Zwerge sind für ihre starke magnetische Aktivität bekannt. Das bedeutet: K2-18b könnte regelmäßig von stellaren Flares getroffen werden, die seine Atmosphäre beeinflussen oder zerstören könnten.

Auch die Gravitationsbindung ist eine Frage: Viele Exoplaneten in enger Umlaufbahn sind ihrem Stern tidal locked, zeigen ihm also immer dieselbe Seite – wie der Mond der Erde. Das könnte zu extremen Klimabedingungen führen. Dennoch: Wenn ein Planet eine dichte Atmosphäre hat, könnte diese Hitze und Kälte ausgleichen – und genau das scheint bei K2-18b der Fall zu sein.


Leben auf K2-18b – Die wissenschaftliche Bedeutung im Vergleich zur Erde

Was unterscheidet Leben auf K2-18b von irdischen Lebensformen?

Wenn wir über Leben auf K2-18b sprechen, meinen wir nicht zwangsläufig Pflanzen, Tiere oder Menschen. Was Wissenschaftler tatsächlich suchen, sind Biosignaturen – chemische Hinweise auf biologische Aktivität. Und die könnten auf K2-18b in einer ganz anderen Form vorkommen als auf der Erde.

Die Atmosphäre von K2-18b enthält Methan, CO₂ – und möglicherweise Dimethylsulfid (DMS). Das macht ihn zu einem der vielversprechendsten Exoplaneten überhaupt. Doch: Auf der Erde entsteht DMS fast ausschließlich durch Meeres-Mikroben – wäre also auch auf K2-18b Leben denkbar, das aus Ozeanen stammt?

Ein Planet unter Wasser?

Viele Forscher vermuten, dass K2-18b von einem tiefen Ozean bedeckt ist – möglicherweise mehrere hundert Kilometer tief, geschützt durch eine dichte Wasserstoffatmosphäre. Diese Vorstellung erinnert mehr an den Saturnmond Enceladus oder den Jupitermond Europa, die ebenfalls unter Eisdecken flüssiges Wasser verbergen.

Der Unterschied: Während Enceladus und Europa weit entfernt von jeder Sonnenenergie liegen, erhält K2-18b genug Strahlung, um eine lebensfreundliche Oberfläche zu ermöglichen.

– Quelle: ESA Science Portal

Strahlung, Gezeitenkräfte und Atmosphärenschutz

Auch wenn „Leben auf K2-18b“ theoretisch möglich ist, gibt es Herausforderungen. Die Nähe zu seinem Stern macht ihn anfällig für sogenannte Sternwinde und UV-Strahlung. Aber wenn der Planet eine ausreichend dicke Atmosphäre besitzt – was laut aktuellen Daten der Fall ist – könnte sie wie ein Schutzschild wirken, ähnlich der Erdatmosphäre mit ihrer Ozonschicht.

Hinzu kommt: Die gravitativen Gezeitenkräfte, die durch die enge Umlaufbahn entstehen, könnten das Innere des Planeten aufheizen – ein möglicher Treiber für unterirdische hydrothermale Aktivität, ein Faktor, der auf der Erde als Geburtsstätte von Leben diskutiert wird.


Warum „Leben auf K2-18b“ unsere Vorstellungskraft sprengt

Nicht jedes Leben muss so aussehen wie auf der Erde

Die zentrale Frage: Muss Leben so aussehen wie auf der Erde? Oder könnten auf K2-18b völlig andere Formen biologischer Prozesse existieren? Die moderne Astrobiologie öffnet sich zunehmend der Idee, dass auch nicht-erdähnliches Leben denkbar ist – etwa auf Basis von Ammoniak oder Silizium statt Kohlenstoff und Wasser.

„Leben auf K2-18b“ würde damit nicht nur die Existenz außerirdischen Lebens bestätigen, sondern auch unser Bild vom Leben an sich neu definieren.

Vergleich: Suche nach Leben im Universum

Exoplanet Biosignatur-Kandidaten Atmosphäre analysiert? Habitable Zone?
Proxima Centauri b Nein Kaum Daten vorhanden Ja
TRAPPIST-1e Unklar Noch in Analyse Ja
K2-18b Methan, CO₂, DMS ✔ JWST-Daten vorhanden ✔ Ja

Kein anderer Planet außerhalb des Sonnensystems bietet derzeit so konkrete Hinweise auf mögliche biologische Aktivität wie K2-18b.

– Quelle: Nature Astronomy

Und was bedeutet das für uns?

Wenn K2-18b tatsächlich Leben beherbergt – mikrobiell oder anders – hätte das dramatische Auswirkungen auf unser Verständnis vom Universum:

  1. Wir wären nicht allein. Selbst wenn es nur Mikroben sind – es würde bedeuten, dass Leben kein Zufall ist, sondern vielleicht eine Regel.
  2. Das Konzept der „Zivilisation“ müsste neu gedacht werden. Vielleicht existieren anderswo intelligente Lebensformen, die völlig andere Technologien oder Biologien entwickelt haben.
  3. Neue Impulse für Wissenschaft und Philosophie. Fragen nach dem „Woher“ und „Wohin“ der Menschheit würden neue Tiefe gewinnen.

Fazit: Wie nah sind wir dem Beweis für Leben auf K2-18b?

Leben auf K2-18b ist noch nicht bewiesen – aber die Hinweise sind deutlich. Die Kombination aus günstiger Temperatur, möglichem Ozean, dicker Atmosphäre und auffälligen Molekülen wie Methan und DMS macht den Planeten zum bisher vielversprechendsten Ort für außerirdisches Leben, den wir kennen.

Weitere Daten aus dem James-Webb-Teleskop und zukünftige Missionen werden nötig sein, um den nächsten Schritt zu machen: den direkten Nachweis von Leben. Aber K2-18b zeigt schon heute, dass wir in einer Zeit leben, in der diese Entdeckung nicht mehr Science-Fiction, sondern eine reale Möglichkeit ist.


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