
Inhaltsverzeichnis
Einleitung: Der Wahnsinn trägt Geschichte
1. Babys im Käfig – Sonnenbad auf dem Fenstersims
2. Opium, Alkohol und Chloroform – Medikamente für Säuglinge
3. Menschenzoos und Freakshows – Rassismus im Festzelt
4. Frauen als Hysterikerinnen – von Gebärmutter zu Elektroschock
5. Kind als Grubenarbeiter – Schaufeln im Dunkeln
6. Elektroschocks gegen Homosexuelle – Therapie oder Tortur?
7. Zwangssterilisationen im Westen – Eugenik als Staatsdoktrin
8. Alan Turing – Chemisch kastriert für sein Genie
9. Vivisektion vor Publikum – Wissenschaft mit Bauchgefühl (aber ohne Herz)
10. Leichenfotos im Wohnzimmer – Erinnerung oder makabrer Wahnsinn?
11. Was wird man über uns sagen? – Die Zukunft lacht uns aus
Einleitung: Der Wahnsinn trägt Geschichte
Was früher normal war und heute unvorstellbar erscheint, ist nicht bloß eine Anekdote über die schrullige Vergangenheit. Es ist ein Spiegel der Gesellschaft – und ihrer blind akzeptierten Grausamkeiten. Wenn du heute in deiner Komfortzone sitzt und denkst, die Menschheit sei im Fortschritt angekommen, dann lade ich dich herzlich ein: Lehn dich zurück und genieße eine Tour durch historisch verbrieftes Irrenhaus.
Was sich früher Eltern, Ärzte, Lehrer, Forscher und Politiker geleistet haben – mit Überzeugung und Applaus – wirkt heute wie eine dystopische Satire. Und doch war es Realität. Dokumentiert, fotografiert, verkauft – als Fortschritt.
1. Babys im Käfig – Sonnenbad auf dem Fenstersims
In den 1930er-Jahren war der urbane Wohnraum knapp und das Sonnenlicht rar. Die Lösung?
Babykäfige, außen an den Fenstern angebracht. Ein Gittergestell aus Draht, direkt über dem Bürgersteig hängend. Säuglinge wurden in diese Käfige gelegt, während Mama Tee trank oder sich den nächsten Opiumtee aufbrühte.
Das Kuriose: Diese Käfige waren nicht etwa Hinterhof-Phänomene, sondern wurden in London und New York öffentlich beworben und verkauft – mit medizinischer Empfehlung. Ärzte priesen die „frische Luft“ als lebenswichtig.
Wenn ein Kind abstürzte, war es „ein tragischer Unfall“. Heute wäre das ein Fall für das Jugendamt, den Staatsschutz und die Abendnachrichten.
Externer Link zur Bebilderung dieser Praxis (The Guardian)
2. Opium, Alkohol und Chloroform – Medikamente für Säuglinge
Kaum zu glauben, aber wahr: Was früher normal war und heute unvorstellbar erscheint, ist die medikamentöse Ruhigstellung von Kleinkindern mit Betäubungsmitteln.
Der Klassiker: Mrs. Winslow’s Soothing Syrup – ein Bestseller des 19. Jahrhunderts, weltweit beliebt.
Die Inhaltsstoffe?
• Morphin
• Alkohol
• Chloroform
• Cannabisextrakt
Die Zielgruppe? Babys. Kleinkinder.
Der Zweck? Schlafen. Still sein. Nicht stören.
Die Wirkung? Oft tödlich. Tausende Kinder starben an Überdosierungen – doch das Produkt wurde über Jahrzehnte weiterverkauft.
Externer Link: Geschichte von Soothing Syrup auf Smithsonian.com
Noch bizarrer: Die Firmen warben offensiv mit Ärzten, die das Produkt ausdrücklich empfahlen. Wer heute seinem Kind auch nur ein Glas Wein hinstellt, wird mit Sorgerechtsentzug bedroht – früher war eine Morphin-Lösung das Must-have der Elternschaft.
3. Menschenzoos und Freakshows – Rassismus im Festzelt
Ein besonders dunkles Kapitel dessen, was früher normal war und heute unvorstellbar scheint, ist die Institution des Menschenzoos.
In Städten wie Paris, Hamburg, Brüssel oder sogar Oslo wurden ganze “Dörfer” mit echten Menschen aus kolonisierten Ländern aufgebaut. Die „Ausgestellten“ lebten in Hütten, kochten am Feuer, wurden in primitiver Kleidung gezeigt – als Kontrast zur angeblich „zivilisierten“ westlichen Welt.
Kinder durften die „Eingeborenen“ anfassen, füttern, auslachen.
Die Erwachsenen fotografierten. Kommentierten. Zitierten Pseudowissenschaften über Schädelgrößen.
Der Eintritt war billig. Die Demütigung unbezahlbar.
Externer Link: Menschenzoos in Europa auf Deutschlandfunk.de
Parallel dazu: sogenannte Freakshows, in denen Menschen mit Behinderungen, Deformationen oder seltener Genetik wie Zirkustiere vorgeführt wurden.
Zwillinge, die zusammengewachsen waren. Menschen mit vier Beinen. Frauen mit Bart. Kleinwüchsige. Albinos.
Man nannte es „Kuriositätenkabinett“. Heute nennen wir es: institutionalisierte Erniedrigung.
4. Frauen als Hysterikerinnen – von Gebärmutter zu Elektroschock
Wenn du als Frau im 19. oder frühen 20. Jahrhundert laut gelacht, widersprochen oder einfach nicht die Klappe gehalten hast, gab es eine Diagnose für dich:
Hysterie.
Ein Begriff, der sich vom griechischen „hystera“ (Gebärmutter) ableitet. Die logische Folge: Der Uterus sei der Ursprung weiblicher Verwirrung, Aufsässigkeit und Melancholie.
Therapien?
• Kalte Bäder
• Isolation
• Elektroschocks
• Gebärmutterentfernung zur Beruhigung
Kein Scherz. Frauen wurden operiert, damit sie wieder „friedlich“ wurden. Ein Ehemann allein konnte das veranlassen – sie hatte kein Widerspruchsrecht.
Ein echter Albtraum in medizinischem Gewand. Und niemand fragte nach dem ethischen Kompass.
Externer Link zur Geschichte der Hysterie auf Spektrum.de

5. Kind als Grubenarbeiter – Schaufeln im Dunkeln
Wenn du denkst, heutige Kinder haben’s schwer, weil sie in der Schule Mathe pauken müssen, dann stell dir Folgendes vor:
Ein siebenjähriger Junge mit Ruß im Gesicht, der morgens um 4 Uhr in eine Kohlemine geschickt wird. Ohne Licht. Ohne Helm. Ohne Pause.
Im viktorianischen England war das Alltag. Kinder waren klein, wendig, billig – und somit ideal geeignet, um in enge Minen vorzudringen, wo Erwachsene nicht passten.
Sie transportierten Steine, atmeten giftigen Staub, arbeiteten 12 bis 16 Stunden – und bekamen bei Müdigkeit den Rohrstock.
Viele starben. Manche wurden begraben. Die Überlebenden wurden…
…älter. Und irgendwann blind, lungenkrank oder verkrüppelt.
Externer Link: Geschichte der Kinderarbeit im Bergbau auf BBC History
„Was früher normal war und heute unvorstellbar“ – Die dunklen Kapitel der Moderne
6. Elektroschocks gegen Homosexuelle – Therapie oder Tortur?
Was früher normal war und heute unvorstellbar ist, wurde mit weißen Kitteln und einem ernsten Blick durchgeführt: Elektroschocktherapien, um Homosexualität zu „heilen“.
In psychiatrischen Kliniken in den USA, Großbritannien, Deutschland oder der Schweiz wurden Schwule mit Stromstößen bestraft, wenn sie erotische Bilder von Männern betrachteten – und gleichzeitig mit Bildern von Frauen „belohnt“. Pavlov wäre begeistert gewesen.
Und das Beste? Das Ganze war staatlich finanziert, von Ärzten abgesegnet und in Fachzeitschriften veröffentlicht.
Stell dir vor, du gehst heute zum Therapeuten wegen Identitätsfragen – und bekommst eine 300-Volt-Behandlung statt ein Gespräch. Willkommen im 20. Jahrhundert.
Externer Link: „Konversionstherapie – Die dunkle Vergangenheit der Psychiatrie“ (ZDF)
7. Zwangssterilisationen im Westen – Eugenik als Staatsdoktrin
Nicht nur das Dritte Reich bediente sich eugenischer Wahnideen. Auch Länder wie die USA, Schweden, Norwegen und Kanada sterilisierten Menschen zwangsweise – im Namen der “Volksgesundheit”.
Betroffen waren:
• Menschen mit geistiger Behinderung
• sozial Schwache
• Kriminelle
• „sexuell auffällige Frauen“
Allein in Schweden wurden über 60.000 Menschen gegen ihren Willen unfruchtbar gemacht – und das bis 1975. In den USA war es in einigen Bundesstaaten bis in die 80er Jahre erlaubt.
Externer Link: Der Fall Schweden (Deutsche Welle)
Und du dachtest, deine Datenschutzerklärung wäre invasiv?
8. Alan Turing – Chemisch kastriert für sein Genie
Alan Turing, Vater der künstlichen Intelligenz, Retter des Westens, Codeknacker der Nazis.
Er war homosexuell. Das reichte in Großbritannien der 1950er-Jahre, um ihn wie einen Kriminellen zu behandeln.
Man stellte ihn vor die Wahl: Gefängnis oder „Hormontherapie“.
Er wählte Letzteres. Folge: Brustwachstum, Impotenz, Depressionen.
Zwei Jahre später beging er Selbstmord – mit einem vergifteten Apfel.
Heute gibt es einen Apple-Logo-Mythos, der ihn ehrt. Damals ehrte ihn niemand.
Externer Link: BBC zu Alan Turings Verfolgung
Interner Link: KI und Bewusstsein – Der Preis der Intelligenz
9. Vivisektion vor Publikum – Wissenschaft mit Bauchgefühl (aber ohne Herz)
Stell dir vor, du gehst ins Theater – und statt Shakespeare bekommst du einen lebenden Hund, aufgeschnitten bei Bewusstsein. Genau das war im 18. und 19. Jahrhundert eine akzeptierte wissenschaftliche Praxis.
Hunde wurden fixiert, ohne Narkose, und bei lebendigem Leib seziert.
Warum? Um das Nervensystem zu beobachten.
Wer dagegen protestierte, galt als emotional, irrational, unaufgeklärt.
Die Grenzen des ethischen Denkens waren klar definiert: Wer Schmerzen zeigt, ist interessant. Wer protestiert, ist ein Spinner.
Externer Link: Geschichte der Vivisektion auf Spektrum.de
10. Leichenfotos im Wohnzimmer – Erinnerung oder makabrer Wahnsinn?
Im viktorianischen Zeitalter war es gang und gäbe, Tote nach dem Tod zu frisieren, zu schminken, in Szene zu setzen – und dann gemeinsam mit der Familie zu fotografieren.
Die toten Babys wurden sitzend dargestellt, mit offenen Augen bemalt. Manchmal wurden sie sogar auf den Arm genommen, als ob sie noch leben würden.
Diese Bilder wurden stolz aufbewahrt. Es war das letzte „Familienfoto“.
Heute nennen wir das Pathologie. Damals war’s sentimentale Erinnerungskultur.
Externer Link: „Post-Mortem Photography“ auf Atlas Obscura
11. Was wird man über uns sagen? – Die Zukunft lacht uns aus
Was früher normal war und heute unvorstellbar ist, war damals nicht nur akzeptiert – es war gewollt. Verteidigt. Gesetzlich verankert.
Und genau das sollte uns zu denken geben. Denn wir sind nicht besser. Wir sind nur modern.
Was werden Historiker über uns schreiben?
• Dass wir Babys mit Aluminium impfen, bevor sie sprechen können?
• Dass wir uns Chips ins Hirn setzen, um Werbung effizienter zu sehen?
• Dass wir Tiere in Massenzuchten halten und ihnen Medikamente geben, die wir später selbst essen?
Vielleicht werden künftige Generationen über uns lachen – oder weinen.
Vielleicht halten sie uns für aufgeklärt. Vielleicht für gefährlich dumm.
So oder so:
Die Vergangenheit zeigt, dass Normalität oft nur ein anderer Name für kollektive Verblendung ist.
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